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Jedes Verbrechen hinterlässt Spuren: Fingerabrücke, DNA, Zeugen, Beweisstücke. Doch heutzutage kommt eine andere Form der Beweismittel hinzu, aufzuspüren in Smartphones, Computern und Navis: digitale Spuren. Diese wertet IT-Forensiker Tino Seibt bei der Bundespolizei in Lübeck tagtäglich aus – für ihn die ideale Hobby-Beruf-Kombination.
Wäre Tino 2009 nicht zur Polizei gegangen, was er als seine „Berufung“ bezeichnet, dann wäre er Informatiker geworden. „Ich war und bin technikbegeistert, habe meine PCs früher selber gebastelt und hatte immer ein Faible dafür. Ich wollte aber auch Polizist werden und anderen Menschen helfen“, erzählt Tino. Auf seinem Schreibtisch stehen vier Bildschirme und zwei Laptops, daneben eine riesige Lupe und ein Lötkolben. Hier sucht er sie – die Daten, die in einem Fall den entscheidenden Beweis liefern, die einem Bösewicht das Handwerk legen, oder einem Unschuldigen ein Alibi geben können.
Der 27-Jährige hat eine abgeschlossene Ausbildung für den gehobenen Polizeidienst, die aus einem dreijährigen dualen Studium besteht. Als er nach zwei Jahren im Berufsleben auf die Ausschreibung in der IT-Forensik stieß, ergriff er seine Chance. Eine halbjährige Verwendungsfortbildung folgte, dann konnte Tino seine neue Tätigkeit beginnen. „Am Anfang hat es mich ganz schön überrumpelt. Trotz meiner Technikaffinität habe ich mich gefragt, wie ich das hinkriegen soll. Aber mit der Zeit wird’s immer verständlicher. Der Job macht Spaß, und man leistet einen wichtigen Beitrag im Ermittlungsprozess“, sagt Tino.
Als Mobilfunkforensiker befasst er sich mit allen Geräten, die eine Sim-Karte haben: Smartphones, Handys, Tablets, Navis. Wenn er morgens ein Asservat (ein nach Polizeirecht sichergestellter oder beschlagnahmter Gegenstand) bekommt, liest er sich zunächst den dazugehörigen Fall durch. Was ist mit dem Gerät? Was soll ermittelt werden? Ein WhatsApp-Chat oder ein Foto? Oder soll das Gerät nur entsperrt werden? „Iphones sind für uns natürlich das Schönste – die Geräte speichern absolut alles“, sagt Tino und bestätigt damit, was iOS-Nutzer schon immer geahnt haben.
Ganz so einfach ist es aber meistens doch nicht. Auch wenn heute hauptsächlich die Systeme Android und iOS genutzt werden, so stellen Updates und neue Verschlüsselungen Tino und seine Kollegen regelmäßig vor neue Herausforderungen. „Die Technikwelt entwickelt so schnell und neue Geräte kommen fast täglich auf den Markt – da muss man auf der Höhe bleiben“, erklärt Tino und ergänzt: „Außerdem braucht man für den Beruf viel Geduld, da die auszuwertenden Datenmengen immer größer werden.“
Manchmal entdeckt er auf den Geräten Fotos oder Videos, die er lieber nicht gesehen hätte. „So etwas prägt einen natürlich, aber in solchen Fällen können wir uns jederzeit an die Polizeipsychologen wenden“, erzählt Tino nachdenklich. Diese Momente gehören zu Tinos Job genauso dazu wie Erfolgsmomente, die ihn glücklich machen. „Heutzutage hat jeder ein Smartphone oder ein Navi und bei fast jeder Straftat wird so ein Gerät zumindest indirekt genutzt. Wenn dann Daten, die ich ausgewertet habe, jemanden be- oder entlasten, dann merke ich, wie wichtig meine Arbeit ist“, erklärt Tino.
Als IT-Forensiker/-in seid Ihr in der Computerforensik, der Mobilfunkforensik oder der Auswertung von Kommunikationsspuren tätig. In Zusammenarbeit mit der Ermittlungsbehörde kümmert Ihr euch um die gezielte Auslese von Daten aus den jeweiligen Geräten und verfasst Berichte, die dann wiederum der Ermittlungsbehörde vorgelegt werden. Dazu benutzt Ihr entweder spezielle Tools oder müsst auch mal Fingerspitzengefühl beweisen, wenn es darum geht das Gerät zu öffnen und beispielsweise den Speicherchip auszulöten. Außerdem dokumentiert Ihr eure Arbeit, damit die Ergebnisse gerichtsverwertbar sind.
Als IT-Forensiker/-in bei der Bundespolizei habt Ihr auch eine allgemeinpolizeiliche Ausbildung und könnt bei entsprechenden Polizeieinsätzen dabei sein.
Für die Ausbildung zum/r Polizeivollzugsbeamten/in im gehobenen Dienst braucht Ihr das Abitur oder die Fachhochschulreife. Die Ausbildung besteht aus einem dreijährigen dualen Studium, das Ihr mit einem Bachelor abschließt. Um Euch zum/r IT-Forensiker/-in fortbilden zu lassen, benötigt Ihr kein zusätzliches Studium, sondern könnt Euch wie Tino durch ein grundlegendes technisches Interesse und Verständnis dafür qualifizieren. Die Fortbildung zum/r IT-Forensiker/-in dauert anschließend ein halbes Jahr und natürlich bekommt Ihr auch während eurer Tätigkeit weitere Fortbildungen.
Wenn Ihr kein Abitur habt, könnt Ihr mit einem Realschulabschluss eine 2,5-jährige Ausbildung zum/r Polizeivollzugsbeamten/-in im mittleren Dienst machen. Wenn Ihr dann noch das duale Studium für zwei Jahre mitmacht, könnt Ihr in den gehobenen Dienst aufsteigen.
Es ist aber auch möglich als Quereinsteiger zunächst als Verwaltungsbeamter/-beamtin in der IT-Forensik einzusteigen. Dafür benötigt Ihr ein abgeschlossenes Masterstudium oder ein Studium der Ingenieurswissenschaften mit dem Schwerpunkt Informatik.
Ihr werdet an den Verwaltungsfachhochschulen und in der jeweiligen Polizeibehörde ausgebildet. Die Ausbildung bzw. das Studium dauert für den gehobenen Dienst drei Jahre und für den mittleren Dienst 2,5 Jahre. Die Verwendungsfortbildung zum/r IT-Forensiker-/in dauert ein zusätzliches, halbes Jahr.
Als Beamtenanwärter/-innen erhaltet Ihr während der Ausbildung einen monatlichen Anwärtergrundbetrag von rund 1.000 Euro brutto, das Anfangsgehalt im Job liegt dann je nach Laufbahn zwischen 2.000 und 2.500 Euro brutto. Als IT-Forensiker/-in beträgt Euer Einstiegsgehalt circa 2.800 bis 3.000 Euro brutto.