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Steuerfahnder/-in

Hier kommt die „Steuer-Polizei“

Niels Vogel ist Steuerfahnder in Hamburg. Er fahndet nach Menschen, die absichtlich keine oder zu wenig Steuern zahlen und übernimmt damit eine unverzichtbare Aufgabe, denn ohne ihn hätte der Staat weit weniger Geld– beispielsweise für neue Schulen und Straßen.

Ein Mittwoch, im Spätsommer. Der Beamte mit dem breiten Kreuz, der an seinem Schreibtisch sitzt, ist umringt von Aktenordnern. Überall stehen sie, sind voller Zettel und handschriftlicher Notizen. An einer Pinnwand hängen unzählige Zeitungsausschnitte, Visitenkarten und Flyer – häufig von Bordellen. Die Kaffeemaschine sieht sehr benutzt aus, eine Kiste im Schrank ist voller Cola-Flaschen. Viel Koffein auf engem Raum. Für den Fall, dass es mal später wird. Nachtschichten sind für Niels keine Seltenheit: Sein Spezialgebiet ist das Rotlichtmilieu in Hamburg. Dort spürt er Kriminelle auf, die von ihrem Verdienst und Umsatz dem Staat nicht zahlen, was ihm zusteht. Niels arbeitet als Steuerfahnder.

Sein Büro liegt im siebten Stock des Finanzamtes für Prüfungsdienste und Strafsachen in Hamburg. Vom Fenster aus sieht er den Fernsehturm, das Planetarium und die Kräne des Hafens. In diesen Stock kommt niemand ohne Ausweis. Denn viele Dokumente, die hier lagern, sind streng geheim.

Etwa 4.000 Finanzbeamte arbeiten in Hamburg, 90 davon sind Steuerfahnder wie Niels. Das ist er seit nunmehr 17 Jahren. „Es kommt mir aber vor, als hätte ich erst gestern damit angefangen“, sagt er.

Als Jugendlicher wollte Niels Polizist werden. Gleichzeitig interessierte er sich aber auch für wirtschaftliche Fragen. Da hatte er eine Idee: Warum nicht beides kombinieren? Also bewarb er sich nach dem Abitur bei der Finanzbehörde in Hamburg.

Nachdem er das Einstellungsverfahren, was sich aus einem schriftlichen Eignungstest und einem Vorstellungsgespräch zusammen setzt, bestanden hatte, absolvierte Niels eine dreijährige duale Ausbildung zum Diplom-Finanzwirt (FH). „Das war eine gute Mischung aus Theorie und Praxis“, sagt er. Er drückte nicht nur die Schulbank, sondern konnte bereits in den verschiedenen Abteilungen eines Finanzamts Erfahrungen sammeln. Einen direkten Ausbildungsweg zum Steuerfahnder gibt es hingegen nicht. Nach seiner Ausbildung arbeitete Niels zunächst im Innendienst und spezialisierte sich danach auf den steuerstrafrechtlichen Bereich. Fortan war er mit einem sogenannten „Altfahnder“ unterwegs. Bei ihm konnte sich Niels nicht nur viel abschauen, sondern erfuhr anfänglich auch tatkräftige Unterstützung bei der Bearbeitung eigener Fälle.

Einen „typischen“ Arbeitstag gibt es nicht, meint Niels. „Es kann sein, dass ich heute in einer Dönerbude, morgen im Bordell und übermorgen in einer Bank dienstlich aktiv bin.“ Eine Durchsuchung findet stets ohne Ankündigung statt und kommt für den oder die Betroffenen immer überraschend. Spannend sei dabei besonders, hinter die Kulissen von Firmen zu blicken und sich in die Beweggründe oder Schicksale der häufig ganz verschiedenen Menschen einzuarbeiten. Im Büro schaut sich Niels Beweismittel wie Kontoauszüge oder Terminkalender an, recherchiert im Internet oder lädt Zeugen und Beschuldigte ins Finanzamt. Niels agiert dabei stets im Team: „Alleine wird man hier nix.“ So arbeitet er beispielsweise bei seinen Außeneinsätzen nicht selten mit der Polizei oder dem Zoll zusammen. Auch auf andere Mitarbeiter der Steuerverwaltung ist der Fahnder angewiesen: Zum Beispiel auf die Betriebsprüfer, die ihn auf mögliche Steuerhinterziehungen hinweisen.

Niels ist durchtrainiert, 1,90 groß und über 100 Kilo schwer. In seinem Schrank hängt eine schusssichere Weste. Ist sein Beruf gefährlich? „Nein, das nicht unbedingt, aber aufmerksam zu sein, vorausschauend zu denken und zu wissen, in welchem Umfeld ich mich bewege, hilft ebenso die Risiken zu minimieren wie eine gewissenhafte Einsatzvorbereitung. So weiß ich meistens vorher, wer und was auf mich wartet. Schließlich ersetzt eine gute Planung den Zufall durch den Irrtum“, sagt er grinsend.

Eine Waffe darf der Steuerfahnder nicht tragen, obwohl er seine Tätigkeit veranschaulichend gerne als „Steuer-Polizei“ bezeichnet. „Die Waffe eines Steuerfahnders ist das Wort“, gibt er selbstbewusst zu verstehen.

Niels macht seinen Job gern. Ihm gefalle das vielseitige Aufgabengebiet. Durch Menschenkenntnis, kriminalistisches Gespür und Gespräche, die sogenannten „Vernehmungen“, Steuerhinterzieher zu überführen und zu einem Geständnis zu bringen. Damit hilft er dem Staat und somit allen. „Wir sorgen dafür, dass die Steuergesetze eingehalten werden“, sagt Niels. „Wenn es uns nicht gäbe, wäre der Staat bald handlungsunfähig - ihm würde das Geld fehlen.

Die Karriereleiter ist für Niels noch nicht zu Ende. Er könnte noch Sachgebietsleiter werden. Doch das will er, zumindest gegenwärtig, noch gar nicht. Ihm gefalle sein Job, so wie er ist. Niels ist in der Gewerkschaft tätig und macht oft Überstunden. Wahrscheinlich ist sein Büro deshalb voller Koffein: „Für mich ist das der schönste Beruf - nach dem Papst“, sagt er erneut augenzwinkernd.

Das vollbringt Ihr:

Nach Beendigung des Studiums arbeitet Ihr vorrangig im Finanzamt, wo Ihr im Innendienst sachbearbeitende Aufgaben erledigt, beispielsweise die Prüfung von Steuererklärungen verschiedener Steuerarten wie Einkommen-, Umsatz- oder Erbschaftsteuer oder die Erteilung von Vollstreckungsaufträgen. Im Außendienst seid Ihr vorwiegend in der Betriebsprüfung, wo Ihr vor Ort in den Firmen die Buchführung prüft oder in der Steuerfahndung tätig. Weitere Einsatzbereiche sind bei Oberfinanzdirektionen, Finanzministerien und Bildungseinrichtungen der Steuerverwaltung zu finden. Nach mehreren Jahren Berufserfahrung könnt Ihr Führungsaufgaben als Sachgebietsleiter/innen übernehmen oder eine Lehrtätigkeit an Bildungseinrichtungen der Steuerverwaltung ausüben.

Was Ihr mitbringen müsst:

Die Zulassung zum Studium erfordert die studierfähige Fachhochschulreife, die allgemeine Hochschulreife oder einen vergleichbaren Bildungsabschluss. Darüber hinaus müsst Ihr ein Auswahlverfahren erfolgreich absolvieren. Außerdem dürft Ihr in einzelnen Bundesländern bestehende Höchstaltersgrenzen nicht überschreiten.

Das erwartet Euch:

Das duale Studium im gehobenen Dienst der Steuerverwaltung umfasst theoretische (21 Monate) und praktische (15 Monate) Ausbildungsabschnitte, dauert insgesamt drei Jahre und wird mit einem Diplom abgeschlossen. Ihr studiert an Akademien bzw. Fachhochschulen für öffentliche Verwaltung. Die praktischen Studienabschnitte absolviert Ihr in Finanzämtern.

Das verdient Ihr:

Der monatliche Anwärtergrundbetrag beträgt in der Laufbahn des gehobenen Dienstes ca. 1.100 Euro brutto.