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Sebastian Horst ist Straßenwärter in Koblenz. Täglich sorgt er für freie, unbeschädigte und übersichtliche Straßen. Damit übernimmt er eine unverzichtbare Aufgabe, denn ohne ihn und seine Kolleginnen und Kollegen wäre der Verkehr auf Deutschlands Straßen weder sicher noch reibungslos.
Donnerstagmorgen, sieben Uhr. Es ist kalt draußen, und noch nicht einmal die Sonne ist aufgegangen. Sebastian Horst ist bereits unterwegs. Er ist Straßenwärter. In seiner wetterfesten, orangefarbenen Arbeitskleidung erlebt er den Sonnenaufgang täglich auf den Straßen von Koblenz. Sein Beruf setzt ihn tagtäglich der Hektik und dem Lärm des Verkehrs aus – ein Gegensatz zur idyllischen Aussicht auf den Rhein und die Mosel. „Mir war immer klar, dass ich nie im Büro landen will“, sagt Sebastian und lacht. Da traf es sich ganz gut, Straßenwärter zu werden, denn die sind immer an der frischen Luft unterwegs, dachte sich Sebastian.
Ein Bekannter seiner Familie machte ihn auf die Straßenmeisterei in Koblenz aufmerksam und bot ihm ein Praktikum dort an. „Ich war direkt Feuer und Flamme dafür und das hat sich bis heute so gehalten.“ Nach dem Praktikum hat Sebastian mit der dreijährigen Ausbildung zum Straßenwärter begonnen. Eine kurze Zeitspanne, wenn man bedenkt, wie umfangreich und vielseitig das Berufsbild eigentlich ist. Gelernt hat Sebastian Pflastern, Betonieren und Mauern, ebenso, wie man eine Straßenvermessung durchführt. Für seine weiteren Aufgaben wie den Winterdienst oder die Gehölzpflege steuert er riesige Fahrzeuge. Dafür war sein Führerschein natürlich Voraussetzung.
Neben Sebastian hat die Straßenmeisterei Koblenz 20 weitere Mitarbeiter. Gemeinsam halten sie ein Streckennetz von 320 Kilometern instand. Leider ist unter ihnen keine Frau. Sebastian selbst kennt nur sehr wenige Straßenwärterinnen und ahnt, woran das liegen könnte: „Ein gewisses Maß an körperlicher Kraft ist hier einfach Voraussetzung. Zum Beispiel muss man hier auch ab und an Bakenfüße heben, die wiegen dann je nach Gewichtsklasse 25 bis 30 Kilogramm, die sollte man dann schon auf die Ladeflächen gehoben bekommen.“ Gleichwohl entscheiden sich zunehmend mehr Frauen für den Job im Straßendienst.
Jeden Morgen werden die Aufgaben für den anstehenden Tag im Team besprochen, denn diese variieren stetig. Sebastian Horsts Arbeit hängt stark von den Witterungsbedingungen ab. So werden sogar die Arbeitszeiten danach ausgerichtet. „Die Arbeitszeit beginnt bei uns im Sommer um 7 Uhr morgens. In den Wintermonaten von November bis Februar verschieben wir den Arbeitstag einfach um eine halbe Stunde nach hinten.“ Im Winter gibt es keinerlei geregelten Tagesablauf. Je nach Härte des Winters ist Sebastian auch nachts erreichbar, um gegebenenfalls sofort zur Stelle zu sein, wenn die Straßen geräumt werden müssen. Dann schiebt er mit dem Schneepflug Schlamm und Matsch von der Fahrbahn, streut Salz oder entfernt Eis mit einer Fräse.
Im Sommer fallen für den Straßenwärter natürlich ganz andere Aufgaben an. Neben Grün- und Gehölzpflege bessert Sebastian Straßenschäden aus, sperrt Teile der Fahrbahn bei Unwettergefahr ab oder wechselt Beschilderungen aus. So ist er ständig unterwegs, um die Straßen für alle Verkehrsteilnehmer zu einem sicheren Ort zu machen. Ist so ein Job nicht auch gefährlich? „Gefährlich ist es natürlich, weil wir im direkten Kontakt mit dem Verkehr arbeiten“, sagt Sebastian. Hinzu kommen manchmal extreme Wetterverhältnisse wie Überschwemmungen und Glatteis, die ein Straßenwärter zu managen versucht. Werden Straßenausbesserungen durchgeführt, muss Sebastian die Baustellen absichern. Statistisch gesehen hat er ein 13 Mal höheres Unfallrisiko als Menschen in anderen Handwerksberufen.
Aber auch das tut seiner Leidenschaft keinen Abbruch. Als Ziel setzt er sich, so lange, wie es ihm körperlich möglich ist, Straßenwärter zu bleiben. Denn die Sicherheit im Straßenverkehr liegt ihm auch persönlich am Herzen. „Ich bin ja selbst Verkehrsteilnehmer. Daher ist es mir auch wichtig, dass ich sicher und ohne Komplikationen zum Ziel kommen kann.“
Am Ziel angekommen ist Sebastian beruflich eigentlich schon längst. Spezialisieren könnte er sich zwar noch durch eine Weiterbildung zum Techniker, womit er dann zuständig wäre für Tiefbau, Hochbau, Berechnungen oder Statik. Andererseits könnte er auch Bauwart werden und in den Verwaltungsbereich aufsteigen. Aber momentan will Sebastian nichts an seiner Arbeitssituation ändern - er wird schließlich gebraucht: „Ohne Winterdienst fährt kein anderes Auto. Wir sind die ersten auf der Straße, zumindest meistens: kein Krankenwagen, keine Schulbusse und keiner, der zur Arbeit kommen kann.“
Um Straßenwärter/-in zu werden, ist es wichtig, einen Führerschein der Klasse B zu besitzen. Während der Ausbildung werden noch weitere Fahrzeugklassen hinzukommen, beispielsweise für LKW. In diesem Sinne ist ein gewisses Maß an Technikbegeisterung auch unbedingt erforderlich. Außerdem solltet Ihr flexibel in euren Arbeitszeiten sein, denn manchmal fällt der Winterdienst eben auch nachts an. Wenn Ihr außerdem gerne in Teams arbeitet, kräftig seid und es mögt, viel Zeit an der frischen Luft zu verbringen, ist der Job genau das Richtige für Euch!
Nach der Ausbildung zum Straßenwärter gibt es die Möglichkeit, sich durch einen zweijährigen Technikerlehrgang zu spezialisieren. Dann verantwortet man speziellen Bauformen, wie Hoch- oder Tiefbau und deren Berechnungen. Um Bauwart zu werden und eine Straßenmeisterei zu leiten, kann man im Anschluss an die Lehre zum Straßenwärter auch eine weiterführende Ausbildung zum Straßenbaumeister anhängen. Bauwarte sind zuständig für die Planung einer Meisterei und sind in diesem Zusammenhang auch viel unterwegs, um in regionalen Bezirken Vorträge über neue Technologien zu halten. Intern hat ein Straßenmeister auch Möglichkeiten, Vorarbeiter oder Streckenwärter zu werden. Straßenwärter mit Abitur? Warum nicht nach der Ausbildung zum Straßenwärter noch eine Ingenieurlaufbahn einschlagen und studieren?
Eine Ausbildung zum Straßenwärter dauert drei Jahre und wird in dieser Zeit mit einem Gehalt zwischen 745 und 845 Euro brutto vergütet. Das Einstiegsgehalt eines Straßenwärters liegt zwischen 1.800 und 2.300 Euro brutto.